Die SZ und die Drogen
Jetzt bin ich seit Urzeiten nicht nur Abonnent sondern auch Leser der SZ, und das meist ganz gerne. Vieles macht ihr gut, liebe SZ. Aber beim Thema Drogen, da verstehe ich euch nicht. Ich meine, der Schwerpunkt zum Thema Rausch und Risiko war doch nicht schlecht. Aber.
Nach dem Klassiker Gepanschte Joints, da konnte man ja wenigstens noch drüber lachen, jetzt über die nächste Reise durch den Nebel des gefährlichen Halbwissens, irgendwie nicht mehr: Die Risiken von Drogen werden heruntergespielt.
Der Beitrag ist eine traurige Mischung aus Cliché, Halbwissen, Vorurteil und CSU-Style Drogenpolitik. Zum Beispiel: „Die Debatte um die Legalisierung von Cannabis macht das seit Jahren deutlich: Weil die Substanz selbst vergleichsweise harmlos ist, wird gern übersehen, dass sie als Türöffner für andere Mittel in Wahrheit hochgefährlich ist.“
Erstens, das wird keinesfalls übersehen, jedenfalls nicht von CSU und Freunden, und auch nicht von der Lobby der Alkohol- und Nikotin-Industrie. Hinzu kommt, dass diese Behauptung wissenschaftlich nicht belegt – oder wenigstens umstritten – ist, das kann man z.B. auch im genannten Drogen-Schwerpunkt der SZ nachlesen.
Zur Aufklärung, quasi als Antidot, und zur ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Thema weise ich mit uneingeschränktem Lob auf das Buch von Mike Power hin. Hier eine Besprechung im Guardian: Drugs Unlimited: The Web Revolution That’s Changing How the World Gets High.
Das Buch ist spannend, informativ, kurzweilig, und mit einem Blick auf die Problematik ohne CSU-Style Lobby und Vorurteile. Wie ich finde, der bessere Weg, mit den unbestritten großen Gefahren durch Drogen umzugehen, als mal wieder zu erkennen „…dass unser Umgang mit illegalen Substanzen viel zu lax ist. Das gilt auch für Cannabis.“
Eigentlich zum Gähnen, wenn es nicht ein so relevantes Thema und gleichzeitig die SZ wäre. Bitte, SZ, das ist nicht eure Liga. Und hoffentlich nicht ernst gemeint. Just kidding, right?
Ok, ich habe mich geärgert. Aber jetzt erst mal ein Bier unserer hochgeschätzten Nachbarn der Augustiner Brauerei. Alles wird gut. Cheers!
Oha, was ist denn blos mit der SZ los? Ich bin wirklich überrascht. Ein Kommentar, das schon vor 50 Jahren geschrieben worden sein könnte… verfasst von einem grob 30jährigen.
Mir fehlt vor allem der Begriff: Aufklärung!
Naja, offensichtlich gibt es auch noch andere Reaktionen auf den Beitrag:
https://zornbuerger.wordpress.com/2016/03/08/drogen-toeten-menschen-und-gehoeren-dennoch-nicht-verboten/
dazu das hier – aktuell aus: http://www.faz.net/aktuell/wissen/medizin/risiko-cannabis-der-lockruf-der-weichen-droge-14111579.html
Krass. Wäre so was in der SZ möglich? Ich hoffe, nein.
Aber vielleicht ist das nicht das Ende der Überlegung. Jetzt, wo die KI übernimmt … ?
http://www.theguardian.com/technology/2016/mar/09/google-deepmind-alphago-ai-defeats-human-lee-sedol-first-game-go-contest
Als Nachtrag und zur Versöhnung hier noch ein Artikel aus der NZZ von Dezember 2015. Zitat:
Entscheidend dürfte das nächste Jahr werden: Sagt Kalifornien Ja zur Legalisierung, fällt das Kartenhaus der Prohibition in sich zusammen. «Kalifornien ist der Innovationsmotor der USA. Hier werden die neuen Ideen geboren. Gibt Kalifornien Cannabis frei, werden auch die USA folgen – und dann wird die Legalisierung auch auf Europa übergreifen»
http://www.nzz.ch/nzzas/nzz-am-sonntag/ein-milliarden-geschaeft-das-erst-teilweise-legal-ist-ld.3780